Warum eine Energiegemeinschaft gründen? – Umfrageergebnisse
Energiegemeinschaften, bei denen Bürgerinnen und Bürger gemeinsam erneuerbare Energien erzeugen und nutzen können, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie solche Gemeinschaften gestaltet werden sollten, haben wir eine Umfrage durchgeführt. Die Umfrage wurde zwischen August und Dezember 2022 durchgeführt und erreichte insgesamt 102 Teilnehmer. Sie fand online statt.
Für die Umsetzung erfolgreicher Energiegemeinschaften ist es entscheidend, dass die Bedürfnisse und Erwartungen der Teilnehmer berücksichtigt werden. Die Umfrage verdeutlicht, dass Energiegemeinschaften eine Balance finden müssen: einerseits die Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung und Verteilung von Energie und andererseits die Einhaltung individueller Freiheiten und Datenschutzbedürfnisse.
Gründe für die Teilnahme, Nutzung von Strom und Investitionsbereitschaft in erneuerbare Energien
Die Bereitschaft zur Teilnahme an einer Energiegemeinschaft ist unter den Befragten sehr hoch:
- 91 Personen (89,22%) gaben an, dass sie an einer Energiegemeinschaft teilnehmen würden.
- 6 Personen (5,88%) lehnten die Teilnahme ab.
- 4 Personen (3,92%) sind bereits Teilnehmer in einer Energiegemeinschaft.
- 1 Person (0,98%) gab keine Antwort auf diese Frage
Die Bedeutung von Datenfreigabe in Energiegemeinschaften
Eine zentrale Frage betraf die Bereitschaft zur Datenfreigabe. Energiegemeinschaften benötigen transparente Abrechnungssysteme, um die Verteilung und Abrechnung der gemeinsam erzeugten Energie zu regeln. Hierzu ist oft ein Datenaustausch erforderlich, etwa durch die Nutzung eines Smartmeters.
Die Mehrheit der Befragten zeigte sich bereit, ihre Daten im Rahmen der Energiegemeinschaft zu teilen, jedoch meist nur intern. Konkret bevorzugen 51 Personen (50%), dass ihre Daten nur innerhalb der Energiegemeinschaft für Abrechnungszwecke verwendet werden und nicht extern geteilt werden. 48 Personen (47,06%) gaben an, dass sie kein Problem damit haben, ihre Daten über ein Smartmeter zur Verfügung zu stellen. Nur 3 Personen (2,94%) möchten ihre Daten nicht zur Verfügung stellen.
Es zeigte sich eine moderate positive Korrelation zwischen dem Geschlecht und der Bereitschaft zur Datenfreigabe (0,39), was darauf hindeutet, dass Frauen eine höhere Bereitschaft zur Datenfreigabe haben als Männer. Auch das Alter der Teilnehmer korrelierte leicht positiv (0,27) mit der Datenfreigabe, was darauf schließen lässt, dass ältere Teilnehmer möglicherweise offener für die Freigabe ihrer Daten sind. Teilnehmer aus technischen oder wirtschaftlichen Berufsfeldern hingegen zeigten eine Tendenz zur Zurückhaltung bei der Datenfreigabe (-0,32).
Präferenzen zur Preisgestaltung
In Energiegemeinschaften werden die Vertragsbedingungen für die Mitglieder zu einer entscheidenden Frage. Teilnehmer konnten angeben, wie die Vertragsgestaltung aussehen sollte – zum Beispiel, ob die Preise an Marktveränderungen angepasst oder flexibel kündbare Verträge bevorzugt werden.
Viele Teilnehmer schätzen flexible Vertragsbedingungen. 33 Personen (32,35%) bevorzugen, dass die Preise jährlich an Marktdaten wie den Verbraucherpreisindex oder die Inflation angepasst werden. 29 Personen (28,43%) wünschen sich fixierte Preise, die über den Vertragszeitraum stabil bleiben. 24 Personen (23,53%) plädieren für Preise, die von Angebot und Verfügbarkeit des Stroms abhängig sind. Besonders häufig wurde jedoch der Wunsch nach jederzeit kündbaren Verträgen geäußert.
Die Vertragsdauer – Wie lange sollte ein Vertrag laufen?
Ein weiteres Kernthema der Umfrage war die Frage nach der idealen Vertragsdauer. Sollen die Mitglieder lange an die Energiegemeinschaft gebunden sein, oder sollten kurze, flexible Laufzeiten bevorzugt werden?
Hier bevorzugten viele Befragte kürzere Vertragslaufzeiten oder die Möglichkeit, ohne Mindestlaufzeit an der Energiegemeinschaft teilzunehmen. 38 Personen (37,25%) empfinden eine Mindestvertragsdauer von einem Jahr als angemessen, während 32 Personen (31,37%) eine Mindestlaufzeit von fünf Jahren bevorzugen. 25 Personen (24,51%) wünschen sich überhaupt keine Mindestlaufzeit.
Der Bildungsstand zeigte eine positive Korrelation mit der gewünschten Vertragsdauer (0,22). Teilnehmer mit höherer abgeschlossener Ausbildung neigen eher dazu, längere Vertragsbindungen zu akzeptieren. Ebenso zeigte das Alter der Teilnehmer eine leichte positive Korrelation zur Vertragsdauer (0,19), was darauf hinweist, dass ältere Personen längere Vertragslaufzeiten bevorzugen könnten.
Fazit: Hohe Nachfrage nach Flexibilität und Datenschutz
Die Umfrage zeigt ein klares Bild der Erwartungen der Bürger an Energiegemeinschaften: Flexibilität und Datenschutz stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Viele Befragte wünschen sich flexible Verträge, die leicht kündbar sind, und eine transparente, aber auf die Gemeinschaft beschränkte Datenfreigabe. Dieses Bild ist ein wertvoller Hinweis für die Gestaltung zukünftiger Energiegemeinschaften und deren Vertragsmodelle.
Kernaussage in Kürze
- Teilnahme: 91 Personen, 89.22% würden an einer Energiegemeinschaft teilnehmen mit Fokus auf Eigenversorgung und Energiespeicherung.
- Datenfreigabe: Mehrheitlich bevorzugte interne Datenteilung (51 Personen, 50%), keine externe Weitergabe.
- Vertragsgestaltung: Wunsch nach flexiblen Verträgen, die jederzeit kündbar sind; insbesondere jährliche Preisbindung (33 Personen, 32,35%) und feste Preise (29 Personen, 28,43%).
- Vertragsdauer: Präferenz für kurze Vertragslaufzeiten (38 Personen, 37,25%) oder die Möglichkeit ohne Mindestlaufzeit (25 Personen, 24,51%).
Allgemeine Informationen zur Umfrage
Teilnehmerzusammensetzung
Die Teilnehmenden setzten sich aus unterschiedlichen Altersgruppen und Berufsbereichen zusammen, was eine breite Vielfalt an Meinungen und Präferenzen ermöglichte. Die demografischen Daten zeigen:
- Geschlecht: Die Umfrage umfasste 53 Männer und 49 Frauen.
- Alter: Die Mehrheit der Teilnehmer war unter 20 Jahre alt (32 Personen), gefolgt von den Altersgruppen 40-50 Jahre (23 Personen) und 30-40 Jahre (20 Personen).
- Abgeschlossene Ausbildung: Der größte Anteil der Teilnehmer gab an, einen Hochschulabschluss zu haben (36 Personen), gefolgt von einem Pflichtschulabschluss (30 Personen) und einer höheren Schulausbildung (23 Personen).
- Berufliche Tätigkeit: Die Mehrheit der Befragten sind Angestellte (50 Personen) oder Schüler (28 Personen), während kleinere Gruppen als Selbstständige oder in sonstigen Tätigkeiten arbeiten.
- Berufsfeld: Viele Teilnehmer arbeiten im Bereich Ausbildung (Uni, Schule, Lehre; 39 Personen) oder im technischen Bereich (26 Personen).
- Wohnverhältnis: 37 Personen leben im eigenen Haus, und 35 Personen wohnen in einer Wohngemeinschaft, während andere zur Miete wohnen oder eine Eigentumswohnung besitzen.
- Haushaltsgröße: Die meisten Teilnehmer leben in Haushalten mit drei bis fünf Personen (63 Personen), gefolgt von Haushalten mit zwei Personen (17 Personen).
- Bundesland: Die meisten Teilnehmer kommen aus Niederösterreich (58 Personen) und Oberösterreich (21 Personen).
- Größe des Wohnorts: Die Mehrheit lebt in ländlichen Regionen mit weniger als 5.000 Einwohnern (73 Personen), während 28 Personen in städtischen Gebieten leben.