Die Unwetter und Brände 2021 zeigen, was das IPCC in seinem neuesten Bericht bestätigte und seit langem prognostiziert wird – die Extremwetterereignisse nehmen aufgrund der Klimaerwärmung deutlich in der Anzahl und der Stärke zu. Um diese Entwicklung unter Kontrolle zu halten, einigten sich die Staaten...
Klimaziele – ein 2020 Update
Klimaziele – ein 2020 Update
Klimaziele – ein 2020 Update
Die Unwetter und Brände 2021 zeigen, was das IPCC in seinem neuesten Bericht bestätigte und seit langem prognostiziert wird – die Extremwetterereignisse nehmen aufgrund der Klimaerwärmung deutlich in der Anzahl und der Stärke zu.
Um diese Entwicklung unter Kontrolle zu halten, einigten sich die Staaten beim Pariser Klimagipfel 2015 auf das Ziel die Klimaerwärmung bei deutlich unter 2°C, möglichst auf +1,5°C im globalen Mittel einzuschränken, um die Folgewirkungen einigermaßen beherrschbar zu halten.
Die Herausforderung ist nicht nur, die Umstellung der Wirtschaft und die Entkoppelung von Wachstum und Ausstoß von Treibhausgasemissionen, es ist insbesondere die Zeitspanne, in der diese Änderung stattfinden muss. Nachdem Treibhausgasemissionen eine lange Lebensdauern in der Atmosphäre haben und eine Treibhausgasreduktion erst mit Verzögerung Wirkung zeigt, ist eine möglichst baldige Reduktion unumgänglich.
Ein späteres Handeln bedeutet nicht, dass die Dekarbonisierung bzw. Defossilisierung nicht stattfindet, es wird nur mit deutlich höherem Aufwand und mit deutlich höheren Kosten passieren müssen.
Seit dem Klimagipfel in Paris sind die internationalen Treibhausgasemissionen um 4% gestiegen. In der Europäischen Union gelang es die 2020 Ziele von 20% weniger Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990, bereits 2018 mit 24% Reduktion zu erreichen. Ebenfalls wurde das Ziel von 20% erneuerbaren Energien erreicht. Das Ziel von 20% Erhöhung der Energieeffizienz wurde jedoch verpasst.
Die Europäische Union sieht sich als Vorreiter in der Bekämpfung der Klimakrise und hat Ihre Treibhausgas-Emissions-Ziele vor kurzem erheblich erhöht. Bis 2050 zielt die EU darauf ab, dass Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt wird. Gleichzeitig ist auch die Anpassung an die Klimaerwärmung, die nicht mehr zu verhindern ist, ein wesentliches Ziel um eine Klima-Resiliente Gesellschaft zu entwickeln.
Als Zwischenschritt wurden die Ziele für 2030 konkretisiert. Ziel ist eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55% im Vergleich zu 1990. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der European Green Deal mit einem Volumen von 600 Mio. EUR ins Leben gerufen. Details können hier nachgelesen werden. Ob diese Summe reicht, wird sich in den nächsten Jahren zeigen, allerdings bereits bezweifelt.
Um die EU fit für das 55% Reduktionsziels zu machen, werden derzeit im Rahmen von „Fit for 55“ die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen gelegt bzw. angepasst. Dies umfasst umfangreiche Änderungen angefangen von dem Emissionshandelssystem (ETS), bis zu erneuerbaren Energien Richtlinien und auch Regelungen zu Landnutzungsänderungen.
Wie sieht die Situation in Österreich aus?
In Österreich stiegen die Emissionen von 1990 bis 2017 um 4,6%, während in der EU eine Reduktion um 23,5% gelang. Damit war Österreich einer von 6 EU-Staaten, in denen die Treibhausgasemissionen gestiegen sind.
(Rechnungshof Österreich, 2021)
Um einen fairen Vergleich zu ziehen muss jedoch erwähnt werden, dass es sich hier immer um die Emissionsänderung im Vergleich zu einem Bezugsjahr, und zwar 1990, handelt.
Während beispielsweise in Ostdeutschland zu dieser Zeit noch weniger effiziente Technologien zum Einsatz kamen und Strom zu einem Großteil aus Kohle produziert wurde, war die österreichische Industrie vergleichsweise auf einem effizienteren Stand der Technik und Strom wurde aufgrund der vorteilhaften Lage bereits zu einem großen Teil aus Wasserkraft gewonnen. Aus diesem Grund und auch um die unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausgangssituationen zu berücksichtigen, werden in der EU die Gesamt-Emissionsziele, welche nicht auf das Emissionshandelssystem entfallen, nach einem Schlüssel auf die EU-Staaten aufgeteilt.
Klimaziel 2020 wurde in Österreich erreicht
Auch wenn es Ende 2019 noch so aussah, als würde Österreich seine EU-Ziele knapp verfehlen wurden diese, ausgelöst durch die COVID-19 Corona Pandemie, voraussichtlich noch erreicht. Die finalen Zahlen dazu sind jedoch noch nicht veröffentlicht.
Österreich ist von der Temperaturerhöhung durch den Klimawandel mit mehr als 2°C besonders betroffen und liegt deutlich über dem weltweiten Temperaturanstieg von derzeit etwa 1°C.
Im letzten Bericht des Österreichischen Rechnungshofes von April 2020 wird davon ausgegangen, dass sich die Kosten der Klimaerwärmung in Österreich derzeit auf rund 1 Mrd. EUR pro Jahr belaufen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird von Kosten zwischen 4,2 Mrd. und 5,2 Mrd. pro Jahr ausgegangen, wobei dieser Wert bei einem noch stärkeren Temperaturanstieg auf 8,8 Mrd. EUR pro Jahr steigen kann.
Österreich hat international einen hervorragenden Ruf für Umwelttechnologien
Gleichzeitig ist die Umwelttechnologie in Österreich ein großer Exportfaktor. Die heimische Umwelttechnikindustrie erwirtschaftet mit rund 31.000 Beschäftigten einen Umsatz von fast 10 Mrd. EUR pro Jahr. Rund 72 % dieses Umsatzes aus dieser Branche gingen in den Export. Als wesentlicher Treiber für Innovation und technologischen Fortschritt in Österreich werden dabei die hohen Umweltstandards in Österreich gesehen.
Klimaneutralität in Österreich bis 2040
In Österreich wurde das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 definiert. Durch ein vorzeitiges Erreichen im EU-Schnitt aber vor allem international eröffnet sich dadurch auch ein großes wirtschaftliches Potential.
Dafür wurde vor kurzem das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) beschlossen, welches den Weg zum ersten Ziel der 100% erneuerbaren Stromproduktion bis 2030 ebnen soll. Dafür stehen im EAG 1 Mrd. EUR pro Jahr zur Verfügung um die folgenden Strommengen 2030 zusätzlich erneuerbar zu produzieren:
- 11 TWh Photovoltaik
- 10 TWh Windkraft
- 5 TWh Wasserkraft
- 1 TWH auf Biomasse
- 5 TWh erneuerbares Gas
Zusätzlich zu diesen konkreten Ausbauzielen wurden im EAG auch definiert:
- Organisation und Funktionsweise von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft
- Herkunftsnachweise für Energie aus erneuerbaren Energiequellen bzw. deren Anerkennung
- Grünzertifikate für Gas aus erneuerbaren Energiequellen
- Erstellung des integrierten österreichischen Netzinfrastrukturplans (ÖNIP)
Ebenfalls wurde bereits verkündet, dass ab 01.01.2022 schrittweise ein CO2-Preis in Österreich eingeführt werden soll. Die genaue Ausgestaltung ist bisher noch nicht bekannt.
Ausständig ist das neue Energieeffizienzgesetz, da das vorherige bereits mit 2020 ausgelaufen ist.
In der Umsetzung bedeuten diese Klima-Ziele insbesondere, dass die Geschwindigkeit dieser Transformation erheblich zunehmen muss und wird.
In der EU wurde das erste Reduktionsziel von 20%, innerhalb von 30 Jahren, mit schlechter Ausgangsbasis erreicht. Das 2030 Ziel bedeutet nun eine zusätzliche Reduktion von ~30% in 10 Jahren. Das ist eine Steigerung von ~0,8% pro Jahr auf ~3% pro Jahr. Bis 2050 sollen die letzten 45% in 20 Jahren reduziert werden – die Herausforderung wird mit jedem Prozent zunehmen.
QUELLEN UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR:
Titelbild: kleinkraft
https://www.umweltbundesamt.at/umweltthemen/klima/klimawandel
https://www.umweltbundesamt.at/news210119/ausblick-klimaziele-2020-und-2030
https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Bund_2021_16_Klimaschutz_in_Oesterreich.pdf
https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_en
https://ec.europa.eu/clima/policies/eu-climate-action_en
https://www.nature.com/articles/s41467-020-17001-1
https://www.consilium.europa.eu/en/policies/fit-for-55/
https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/umwelttechnologie-branche-struktur-zukunft-trends.html